20220213 RadioDifficulture — VacMeBaby — Déjà-Vu — Neues aus dem Schellenursliversum

 

Déjà-vu / Vac Me Baby — Neuigkeiten aus dem Schellenursliversum —
» if you want to strike me down in anger — here I stand »

Ein audiografisch-bildpoetisch-essayistisch-kulturkritisches Tableau ueber die wundersame Rettung der Liebe durch die Zeit

RadioDifficulture — 13. Februar, 2021
Radio LoRa, 97.5 MHz — SO21, 20220213, 21.45-22.30 Uhr
Deja-Vu — VacMeBaby — ( Neuigkeiten aus dem Schellenursliversum ).

»20220213_RadioDifficulture_Deja-Vu_VacMeBaby_NeuigkeitenAusDemSchellenursliversum» ( 45 min + 20 Min Ausklang ) als mp3 hoeren:

 

00.00 — Dances Du Far-West, by Gerry Reynolds et ses Texas-Boys
01.00 — Kultur und Vogelgezwitscher, Kulturarbeit, Widersprueche und die »kulturelle» Nutzung der Dummheit ? Willkuerlich-chaotische Bricollage — schreckhafte Entwicklung . .
04.20 — »Die Gedanken sind frei» — vorgetragen vom Maegenwiler Ad-Hoc-Maennerchor des 25. Januar 2022 (Peter Rothmaier & Tobias Strebel )
08.30 — Marketing der Liebe // Besuch bei der Anti-Corona-Massnahmen-Demo, 8. Januar, 2022, Helvetiaplatz
13.20 — »Vac Me Baby» — Nachgesungener Song von Johnny Nash
16.50 — Abendliche Kuechenrunde, Ausführungen ueber »déjà-vu»
28.00 — Die wundersame Rettung der Liebe durch die Zeit mit Karol Henrik Popinski
37.20 — »I am your man», Nachgesungener Song von Leonard Cohen
45.00 — Ende + Anhang (20 Min — nur auf dem difficulture-Download, nicht auf dem LoRa-Sender)


»déjà-vu» als emo-soziale Schwarm-Mechanik (Revisted!)
Eine seltsame Art, in der jemand einen Moment lang die unmittelbare Zukunft »voraussieht», ohne zu wissen, wie das moeglich war.

Wir erklären es uns mit der Musterhaftigkeit einer Dramaturgie der Emotionen, Affekte oder sozialen »Ausdrucksreflexen». — Déjà-vu ist erfahrungsgemaess nicht etwa detailliert visuell, sondern eher emotional, emotional-dramaturgisch-sozial-ereignishaft, und zwar auf sehr spezifisch-psychische-zeichenhafte Art und Weise. Vielleicht/vermutlich sozialen Verhaltensmustern folgend, die intuitiv wiedererkannt werden, — und die in einer sehr spezifischen Ähnlichkeit schon mal erlebt wurden.

Im »prospektiven Moment», in dem eine direkt anstehende Handlung oder Aussage vorausgesehen wird, erweist sich die Situation als musterhaftes Ereignis. Typischerweise wird das Bewusstsein durch die Schärfe der Intuition ueberrascht, denn die »typische» Situation wurde nicht bewusst sondern intuitiv »erkannt» — jenseits aller visuellen Ereignisse — eher aus der Tiefe der Dynamik sozial voneinander abhängigen emotionalen Zustaenden, in denen offenbar Muster und Bewegungsrichtungen stecken, die wir noch nicht durchschaut haben.
So wuerde ich behaupten: Im Déjà-vu zeigt sich eine emotional-psychisch-soziale Dynamik — eine Art Verhaltensmechanik im Schwarm . .

Interessant am Déjà-vu scheint genau diese Position an der Schwelle zwischen bewusst und sub-bewusster Sphäre. Es waere deshalb schade, das noch nicht genuegend ergründete Phänomen (das eigentlich jedem Menschen in genuegender Seltenheit begegnet) wie im Wikipedia-Artikel eher als Taeuschung zu deklarieren, die auf Wahrnehmungsstoerungen, Persönlichkeitsstörungen o.ae. zurueckzufuehren waere . .

 

Bild: Nicht die Maske, die ich auf dem Helvetiaplatz bei den Trychlern getragen habe

I’m Your Man
(Leonard Cohen)

If you want a lover
I’ll do anything you ask me to
And if you want another kind of love
I’ll wear a mask for you
If you want a partner, take my hand, or
If you want to strike me down in anger
Here I stand
I’m your man

If you want a boxer
I will step into the ring for you
And if you want a doctor
I’ll examine every inch of you
If you want a driver, climb inside
Or if you want to take me for a ride
You know you can
I’m your man

Ah, the moon’s too bright
The chain’s too tight
The beast won’t go to sleep
I’ve been running through
These promises to you
That I made and I could not keep

Ah, but a man never got a woman back
Not by begging on his knees
Or I’d crawl to you baby
And I’d fall at your feet
And I’d howl at your beauty
Like a dog in heat
And I’d claw at your heart
And I’d tear at your sheet
I’d say please, please
I’m your man

And if you’ve got to sleep a moment on the road
I will steer for you
And if you want to work the street alone
I’ll disappear for you
If you want a father for your child
Or only want to walk with me a while
Across the sand
I’m your man

If you want a lover
I’ll do anything that you ask me to
And if you want another kind of love
I’ll wear a mask for you

Thema Kultur (ich bin unbedingt froh, wenn meine Darstellungen und Definitionen in die eine oder andere Richtung ergaenzt / korrigiert werden — zu diesem Text hier koennen Kommentare auf Facebook eingebracht werden — Profil Strebelinsky » 20220214
)

Kultur ist die Art wie wir miteinander umgehen — Das sagte ich in der letzten Sendung. Aber wie immer beim Vogelgezwitscher, mer ist nie sicher, ob die Laute, die gesagt und gesungen werden etwas bedeuten oder auch nicht. — Beim Vogelgezwitscher ist das genau gleich wie bei der Sprache ! — Also bin ich selber verantwortlich fuer das, was ich verstehe. — Aber also wenn Kultur — und wir haben einen Begriff davon, wir verstehen etwas unter Kultur . .  — die Art, wie sich die zwei Gruppen begegnen weist die Kultur aus, die zwischen ihnen besteht, zu der sie fähig sind und wie die eine oder andere kulturell tickt. Es gibt sicher eine Kultur der Angst voreinander, Kultur der wie auch immer legitimierten Feindseligkeiten, Kultur der Ausschliesslichkeit, Kultur der Abwehr — demgegenueber Kultur der Offenheit, der Symbiose, Kultur der Begegnung und der Zusammenarbeit, Kultur des wie auf einem Pflanzenacker angebauten gehegt und gepflegten Vertrauens — keineswegs blind, sondern von allen gepflegt, mit Nachhilfeunterricht fuer die die es kurzfristig kurzsichtig missbrauchen. — Aber kann ich auch meinen Acker mit Dummheit bepflanzen? Und was koennte ich dann ernten? — Ein Clash of Cultures waere nur zwischen Gruppen moeglich, die zum Vornherein auf Krieg und Abwehr kalibriert sind.

Aber wie soll es dann da Kulturschaffende geben koennen, wenn KULTUR immer im Dazwischen und im Zusammen passiert? — . . eigentlich gar nicht, oder zumindest waere das Erschaffen von Kultur nie das, was Einzelfiguren koennen. Kultur der Widersprueche. Kultur? — . . nicht hierarchisch sondern nur in irgendeiner Weise anarchischer Teamwork, — ja, oder in einer Art Entwicklungszusammenarbeit, in der Gegenseitigkeit in der Begegnung, Beziehungsarbeit — vielleicht durch eine Provokation oder durch das Angebot, in einen Konflikt zu treten, oder positiver ausgedrückt im Angebot in einen Diskurs, in Verhandlung zu treten, sich zu zeigen, sich zu bewegen, sich in Argumentationen taenzerisch um die gemeinsame Achse zu bewegen — ohne zu wissen, wo mer am Ende landet — ja irgendwie so verstehe ich das . . .

Es geht um Kultur und um Kulturproduktion . .
Die Arbeit, die viele machen indem sie Räume oeffnen, Zusammenkünfte veranstalten, Musik erklingen lassen, — die, die zu Konzerten, ins Theater oder ans Feuer einladen, die, welche die Ereignisse im Dorf oder in der Stadt zu Erzählungen oder zu Liedern verdichten.

Oder auch sogar die, die sich in den politischen Diskursen zur Verfügung stellen, als Protagonisten der zu führenden Streits hinstehen, ohne nur die eigenen Interessen zu vertreten — Arbeit am kulturellen Kitt — all die nicht von Statistiken und Geldflüssen gespiegelte Gratisarbeit in Pflege und Betreuung — Kultur der Fürsorge.

Kultur als Gegengift gegen Angst. — Wenn ich der Nachbarin helfe, wenn ich meinen Nachbarn freundlich gruesse obwohl er mich manchmal mit seinem Laubbläser nervt und das auch weiss und zwar von mir selber. Wenn ich der Alten Frau mit dem schweren Koffer in den Bus helfe, und sie es mir mit maximalem Return on Investment (will sagen Gewinn) in immaterieller Waehrung, einem Lachen und einem Sonnenstrahl dankt. — Behauptung der Liebe. — Behauptung der Moeglichkeit den Frieden zu erhalten, auch wenn er manchmal auf wackligen Füssen stehen !