Archiv für den Monat: Mai 2019

Geister & Medien — ZHdK-Masterprojekt

GROOVE & ENTROPIE, 1. Zyklus: GEISTER & MEDIEN

Hier wird die Video-Masterarbeit »Geister und Medien» von Tobias Markus Strebel veroeffentlicht. Die Online-Premiere ist am 6. Juni 2019, dem Termin der Diplomausstellung der Zuercher Hochschule der Kuenste, (Kulturpublizistik: Ort: Curateria, Raum 5.K04, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96, Zuerich 5)
»Geister und Medien» ist eine visuell-soundpoetische Arbeit, in der in einer Art »Meditation» ueber die Medialitaet des Menschen nachgedacht wird. Das »Radio-Picture» besteht aus sechs Videostuecken à 15 Minuten, die den ersten Zyklus der Reihe »Groove & Entropie» vollziehen

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Praesentation der Gesamtserie:

Links nach Kapiteln, mit »Abstracts»:


Kapitel 0, (Vorspeise) — »GEISTER UND MEDIEN»
(published: 20190609)

00 — Geister und Medien

Das Feld der Aspekte wird aufgespannt. — Was bringt das Postulat, dass sich »das Gegenwartsmensch» ein bisschen mehr »fragende Klarheit» verschaffen soll ueber die Begriffe der Gei-
ster und der Medien? Was bringt es, oder was ist das Revolutionaere daran, ueber die eigene Medialitaet nachzudenken? Die Frage veranlasst den Versuch, Offensichtliches zu sichten und dort neu zu visualisieren, wo es trotz seiner ganzen Offensichtlichkeit durch Tarnungen in Verborgenheit gesunken oder in Vergessenheit geraten ist. — Geister koennten als »die reine Ereignishaftigkeit» gedacht werden — nicht Materie sondern Prozess. Und wir Menschentiere haben ein Gefuehl dafuer, weil wir selber Hybridwesen sind: halb Materie und halb Ereignis. Die Radiovernetzungs- und Uebersichtsplattform »radio.garden» setzt unser huebsches blaurundes »Global Village» in ein positives »Licht». — Boris Groys sagt, dass wir in einer Medienwelt leben, die uns Botschaften vermittelt, die hinter der medialen Oberflaeche verborgen bleiben — claro! Jacques Derrida behauptet (in Ken Mc Mullens Film Ghost Dance, 1984), die Zukunft gehoere den Geistern. Das Kino sei eine Kunst, die das Wiederkehren der Geister ermoegliche, und miteinander kombiniert ergaeben Psychoanalyse und Kino eine »Science des Phantomes». Gemaess Friedrich Kittler verschaltet sich die Natur in den vernetzten Computern mit sich selbst, waehrend die Interessen der Menschen doch eher marginal bleiben. — Der Hegel’sche »grosse Geist» habe sich in der Informatik mit auf Mathematik eingelassen, und die gute alte menschenbetriebene Philosophie stehe neben dieser Tatsache wie ein »Gehoernter».


Kapitel 1 »Resonanz und Beschwoerung» 15 min
Kapitel 2 »Koerper/Medium» 15 min
(published: 20190603)

01 — Resonanz und Beschwoerung
Ich wandle im Keller des ZHdK-Toniareals hin und her, hoere Stimmen und rufe stumm »die Geister» an. Die Stimme von Derrida redet ueber Glauben, Zweifel und den Atheismus der »True-Believers», jene von Groys erzaehlt etwas ueber Gespenster. Zwischendurch taucht die Frage auf: »What is the difference between a cult and a perversion?» die Antwort ist: »I don’t know what the difference is, but I know: they’ve got same feeling in some strange way!»— dann dringt Susann Walders Stimme aus dem Jenseits in unsere Ohren: »I just call to say I love you».

02 — Koerper / Medium
Die Kaskade von Medienrevolutionen, die unsere paar Generationen erleben durften oder mussten, werden anfangs so fluechtig wie kryptisch angesprochen. Dieter Mersch gibt mir eine Auskunft ueber eine Verschraenkung von technischem Geraet und Magie und von Edmund Husserl stammt ein Text ueber die Verschraenkung des Fuehlens und des Wissens. — Danach kehren einige koerperlose Stimmen durch die fluid-ereignisshafte Koerperlichkeit der Interfaces von Sound und Bild in die Gegenwart der geschaetzten Hoererschaft. Die
kratzende Wachsplatte aus dem Jahr 1889 hat eine rauschende Koerperlichkeit: Otto von Bismarck singt die Marseillaise.


Kapitel 3 »Spiegelung & Echo» 15 min
(published: 20190606)

03 — Spiegelung/Echo, Narziss ueber die Schultern schauen

Julia Kristeva spricht ueber Echolalien, Spiegelungen, die bei der sprachlichen und sozialen Entwicklung der Menschenkinder so wichtig ist, aber auch die Welt zerteilen. Tamara laesst Tobi duldsam die Entdeckung, bzw. die Sensation des Handspiegels nacherleben. Im Narziss-Reenactment zerfetzt die Wasseroberflaeche sein Gesicht. Und auch die textlichen Echolalien unterschiedlicher Herkunft verlieren ihre Form und Deutlichkeit in ihrer sich ueberlagernden Verdichtung im Jetzt. Von Marshall Mc Luhan dringt etwas ueber Medien als Narkotika durch.

Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden koennen, tauchen unvermittelt auf und ab. Kurt und Tobi versuchen halb freudig, halb verzweifelt mit Worten nach der Aufloesung und nach dem Widerschein zu greifen.


KENNWORT: GeisterMedien
Kapitel 4 »Mythen» 15 min
(published: 20210117)

04 — Mythen

Wir sehen die beiden Mythen vom Fronalpstock aus. Die Mythen koennen genauso gut Berge sein, wie Geschichten, deren Autoren nicht mehr bekannt sind. Zu keinem Mythos waere ein Copyright oder ein Urheberrecht denkbar. Mythen sprechen still und stumm wie die Berge, durch die Nebelschwaden einer Welt jenseits der Erreichbarkeit.

Mythisches Erleben steht noch weit vor der Kommunikation : Durch Traeume sprechen, ueber Mythen den Kindern einiges ueber tiefere Wahrheiten mitteilen. Informationsuebertragung durch Hypnose — jenseits von gut und boese! — Obwohl die Schrift vielleicht das Medium waere, das den Mythen entgegentritt und sie vielleicht ueber Strecken unschaedlich macht, baut »sie selber» ihre ganze Macht auf einem Mythos auf: Dass Gott selber sie erfunden habe. Ja vielleicht lebte der Demiurg, oder der Geist der Geister, der mit seinem echopokalen Machtanspruch immernoch durch die medialen Kanaele hindurchpfeift, ja tatsaechlich mal als gewiefter Erfinder und Fallensteller unter uns auf Erden. — Aber auch dann waere er vielleicht nur als ein Schurke unter uns aller Schurken.

Ernst Cassirer erklaert einiges ueber die Bildkraft des Geistes und ueber die Fiktionalitaet alles Medialen. Symbolon und Diabolon erweisen sich als in ihrem Widerspruch unzertrennliches Paar. Es ist laengst alles gesagt . . .



KENNWORT: GeisterMedien
Kapitel 5 »Wahn und Sinn» 15 min
(published: 20210117)

05 — Wahn und Sinn

In einem wilden Remix aus Jean-Luc Godards »1+1 / Sympathy For The Devil», Ken Mc Mullens »Ghost Dance», Lebanon Hanovers Musikvideo »Babes Of The 80ies», Fred Astaire & Ginger Rogers »Swing Time», Timothy Mortons Vortrag »Dark Ecological Chocolate», der Dokumentation »Sculpting Spirits» des Scottish Documentary Institute, den Trommeln Mani Neumeiers und Videos von Strassenkaempfen der Pariser Polizei mit den »Gilets Jaunes» spitzt sich die Geschichte auf so etwas wie »die Lust am Widerspruch» zu.

Widerspruch vielleicht als Tanzform, Veitstanz, — Kontrollverlust, Desorientierung und gleichzeitig die Chance auf Rekalibrierung und Neuorientierung. — Und am Ende wiederholt Friedrich Kittler, er glaube schon, dass Lust und Wissen dasselbe seien. — Die Lust als eine koerperliche Fruehform des Denkens anzusehen, hat was ! Der Wahn des Sinns, und der Sinn des Wahns — Symbiose zweier Begriffe — Wahnsinn!

Entgegen frueheren Ankuendigungen habe ich beschlossen, die 6 Filme nicht von Anfang an en-Bloc zu veroeffentlichen, sondern ich fange an mit Kapitel 1 und 2: »Resonanz & Beschwoerung» und »Koerper/Medium», in Tranche 2 das Kapitel 3 »Spiegelung/Echo».// Zu Pfingsten ’19 schalte ich unerwarteter- und widerspruechlicherweise das Intro auf.//
Die restlichen 2 Videostuecke folgten am Ende dann zwei Jahre spaeter, am Tag der verspaeteten »Première» in der Wunderkammer-Glattpark, am 17. Juli 2021


Bei allem Hang zur Beschwoerung und zur Hervorhebung der ganzen Geisterhaftigkeit, die ja nicht nur mich umgibt, sondern alle an das so tiefgruendige WorldWideWeb angeschlossenen Menschenwesen, bleibt die Sache zunaechst doch eher nuechtern und hat neben dem kuenstlerischen Zugang auch einen Hang zu »wissenschaftlichen» Bezuegen, wenn ja auch (nach Platon) das Wissen lediglich als die etwas festere Gradation des Glaubens gelten kann. Er sagt: »Wissen ist begruendbarer, wahrer Glaube» — Wissen und Glaube als Gegensaetze zu betrachten, waere also eine eher abstruse Art, Gewissheiten zu beschwoeren, die es in ihrem absoluten Sinn hoechstens im Medium der Sprache geben koennte (der Mathematik koennten wir vielleicht schon mehr Vertrauen schenken). Und Boris Groys sagt: »Wir wissen eigentlich nicht, wie weit die Faehigkeiten eines einzelnen Menschen reichen». — Diese Aussage steht ganz am Ende von Kapitel 2 meiner »GeisterUndMedien»-TV-Serie.


demnaechst folgen:
Kapitel 4 »Mythen»
Kapitel 5 »Wahn & Sinn»



Vom 6. bis zum 21. Juni werden in der Diplomausstellung der ZHdK im Raum 5.K04 66 Exemplare der zugehoerigen Theoriearbeit »Geister und Medienkonzepte» verschenkt. Diese wird vorerst nur in gedruckter Form publiziert. Ihre Schluesselthemen sind Radiowellen und Narzissmus.

Waehrenddessen gruesse ich freundlich, wuensche allen »Happy Vision» und »Beautyful Spring» — und ich horche auf Resonanz und Nachhall
TMS, 20190604

Allerherzlichsten Dank an Tamara Huber, Kurt Honegger, Dieter Mersch, Christoph B. Keller, Jochen Kiefer, Robbie Mueller, Françoise Krattinger und meine kritischen Mentoren Ruedi Widmer und Tobias Gerber

— — —
Neben den Videostuecken (und in Vorarbeit zum Masterprojekt) wurden hier bisher 10 Radiosendungen à 45 Min zum Hyperkomplex der »Geister und Medien» publiziert.

Auf RadioLora, SO21 ausgestrahlte Sendungen zu »Geister & Medien»:

20190519_RadioDifficulture GM#10
Religions are Puppet-Games: Knowledge is a disease — Bilderkult und die Erfindung der Goetter — Hoerspiel einer musikalischen Hoellenfahrt

20190324_RadioDifficulture GM#9
Stadtgezwitscher und Schwarmgespraeche

20190127_RadioDifficulture GM#8
Aetherreisen

20181230_RadioDifficulture GM#7
Radioaktivitaet Wild & Free

20180715_RadioDifficulture GM#6
The Medium ist the Mess — Geister im Netz und die Namen des Mediums

20180520_RadioDifficulture GM#5
. . . soweit nichts Ueberraschendes (zu Pfingsten): die Logik des Spuks !

20180324_RadioDifficulture GM#4
Spring, Beautyful Spring ! (koerperlose Stimmen #2)

20180128_RadioDifficulture GM #3
Ghost Dance — to come from nowhere (koerperlose Stimmen #1)

20171203_RadioDifficulture GM #2
Solipsismus

20170716_RadioDifficulture GM #1
Luhan Mc Anical Bride

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Und ebenfalls hier verlinkt: ein Textbeitrag zur Documenta 14, der ebenfalls Teil des Zyklus »Geister und Medien» ist
GM#00 — IGNORANZ IST EINE TUGEND
IGNORANZ IST EINE TUGEND — Gedanken zur performativen Setzung des Grosskunstwerkes documenta 14: «Lernen von Athen»


Der Korrespondent auf dem Ratnagiri Hill, Pushkar, Rajasthan, India —
hinter Savitri Mata Mandir. © Copyright by Tamara Anne Huber

RadioDifficulture GM#10 — Religions are Puppet-Games: KNOWLEDGE IS A DISEASE — Bilderkult und die Erfindung der Goetter — Hoerspiel einer musikalischen Hoellenfahrt


Bild: Der »benediktinische» Buddha und der kleine Nandi aus Varanasi geben dem Kristallmic aus den DDR-50-ern ein Interview . . .

Sendung vom 19. Mai 2019
Sounds by Dominik Brun del Re

„RELIGIONS ARE PUPPET GAMES — Geister und Medien #10 als mp3 hoeren:

1
»Religionen sind Puppenspiele» ist vielleicht eins der vorlaeufigen Fazits (gibt’s denn dieses Wort in der Mehrzahl?) meiner uferlos-poetischen Geister- und Medien-Forschung, die ich an der ZHdK in meinem Masterprojekt angefangen habe. Puppenspiele werden hier nicht etwa abschaetzig betrachtet, eher stehen sie als magisch aufgeladene Inszenierungen von kindlichen Geistern den raffinierteren aber genauso phantasischen Konstruktionen der Religionen Pate

Hervorgerufen wurde dieser »Slogan» u.a. durch die Beschreibungen von buddhistischen und Hindu- Ritualen, die Alexandra David Néel machte. Sie unternahm Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts lange Reisen nach Indien und in andere Laender Asiens. Die abenteuerliche Frau, der lesend »zuzuhoeren» sich lohnt, wurde beinahe 101 Jahre alt. Parallel zu ihrer Erscheinung in meiner Soundcollage zerfetzt der Indische Philosoph U.G. — Upaluri Gopala Krishnamurti gluecklicherweise alle Gewissheiten, die zuvor durch meine Texte entstanden sein koennten. — Solange mer es im Medium der Sprache tut, kann mer getrost und mit zuverlaessiger Scheingewissheit sagen: »Words are very unnessesary» (Depeche Mode) oder »Language is a Virus — uh!» (Laurie Anderson)

Fuer die Soundspur, die dem 45-minuetigen Hoerspiel zugrunde liegt, hat mich Dominik Brun del Re musikalisch unterstuetzt — herzlichen Dank! — Die Sendung ist eine musikalisch-poetische Bricollage, die die angesprochenen Themen immer nur mit Oberflaechlichkeit anschneidet, aber doch im Interesse der entrueckten Gesamtschau, verschiedene Aspekte in einem »Bild» versammelt . . .

Quelle der eingespielten U.G. Krishnamurti-Diskussion:

Quelle Alexandra David Néel:

Quelle Shanti Matram:
https://www.youtube.com/watch?v=o4HbD_uNKPw

2
Am Donnerstag 6. Juni ab 17 Uhr ist ZHdK-Diplomvernissage, an der im Toni-Areal die Bachelor- und Masterarbeiten praesentiert und fuer eine Woche ausgestellt werden.
https://www.zhdk.ch/veranstaltung/38227

Meine MA-Arbeit »Geister und Medien — Eine Theorie- und eine Videoarbeit zu Medien als Transzendenzschnittstellen, Ereignishaftigkeit, Spiegelung und Echo, Sinn und Wahn» wird dort als kleines Heftchen ausgestellt. Von der theoretischen Arbeit werden in den sieben Ausstellungstagen in der »Curateria» im 5. Stock 66 nummerierte Kopien verschenkt. — Danach ist das XtraMedium-Heft XXM#6 — weiterhin — nur in gedruckter Form, gegen 5 CHF zu haben (Bestellung: info@difficulture.ch — Betreff: XXM 6 Geister und Medien)

Da drin wird ein bisschen erzaehlerisch- fokussierend »gereist, gesucht und geschaut»; — mit besonderer Konzentration auf die beiden kulturellen Hyperkomplexe von »Radiotechnologie» und »Narzissmus»

3
Die Videoarbeit, Zyklus 1 der Reihe »Groove & Entropie» mit dem Titel »Geister und Medien — Ueber die Symbiose von Sinn und Wahn» hat am gleichen 6. Juni Online-Premiere. Die Links werden an der Diplomvernissage mit Flyern publiziert und auch auf www.difficulture.ch veroeffentlicht

Die Arbeit besteht aus sechs 15-minuetigen Videostuecken, die mit den Zuschauer_innen vor dem Bewusstsein der eigenen Medialitaet, in einem Reigentanz durch verschiedene Phasen hindurchschwirren — halb delirierend und halb durch »wissenschaftliche» Gesteinsbrocken untermauert. Aus der »Vision und Beschwoerung» werde ich konfrontiert mit der »Koerperlichkeit» und bewege mich ueber die »Selbstbepiegelung» hinab in die Erklaerungsversuche der »Mythen» um schliesslich im »Wahnsinn» tanzend und mich-selbst-aufloesend-verlierend wieder zu mir selber zu finden — parat fuer die naechste Runde. — Wer vielleicht sowas mag . . .

tobias strebel

((hier folgt demnaechst der +/-vollstaendige Text aus der RadioShow))