20230611_RadioDiff_Voegel der Gegenwart_Schlafen im Flug — Exthetische Symbiosen


RadioDifficulture,

Am 11.6.2023 : 21.45 auf Radio LoRa, 97.5 MhZ
Audio-Notitzen : SchlafeImFlugn—Voegel der Gegenwart — EXTHETISCHE SYMBIOSEN
Ab 11.6. auf difficulture.ch


EXTHETISCHE SYMBIOSEN ( 45 min ) als mp3 hoeren:

Rueckblick: (in der Sendung mit Audiomaterial enthalten)
>> Samstag, 3. Juni: in Maegenwil an der Baumgartenstrasse ( hinter dem Volg-Konsum )
SDJ#6  jamSHABBAT

Die Scheune wurde als Voliere gedacht und dezent gefüllt mit atmosphärischen Sounds, wunderbar epische Musik aus den energetischen Küchen der Elektronik-Avantgarde der 50-er Jahre: der ingenioese Trautwein, Oskar Sala, Daphne Oram, Delia Derbyshire sind die, die u.a. zu Wort gekommen sind.
E X T H E T I S C H E   S Y M B I O S E N . .

Timeline
ab 00:00 — Oskar Sala, die Voegel
ca. 15:00 — Lure Of The Space Goddess — Delia Derbyshire
ca. 17:00 — No mans Land
ca. 18’40 — Pot Au Feu (BBC-Versipn) Delia Derbyshire
ca. 23.10 — Dr. Who _ Title Theme
ca. 26.20 — Delia Derbyshire & Anthony Newley — Moogies Bloogies
ca. 34.50 — Space an Nothingness
ca. 40:00 — Meine Domspatzen, nahe des Zuercher St-Jakobsdoms
ca. 44:00 — Delia Derbyshire ] Anthony Newly
ca.44:00 — Theme der russischen Serie »Eine ganz gewoehnliche Frau» die ((( nebenbei bemerkt: bis im Mai auf Arte lief und uns anhand ihrer Geschichte einen sehr schoenen Einblick in das Leben von Menschen in Moskau (um 2020) zu geben vermochte. )))
>> PingPong, einige Stimmen und andere Geraeusche aus SundayJam#6, 2023-06-04

Dokumentation zu Delia Derbyshire:

Delia Derbyshire – „Falling“, from The Dreams (1964) . . I am falling upright — I was falling an twisting — . . .— I see no clouds at all — It’s in space — The complete feeling of space an nothimgness — I am falling upright . . — Delia Derbyshire – „Falling“, from The Dreams (1964)

Zu Oskar Sala und seinem Trautonium:

 

1. Elektro Nische
* . . es gibt viele moegliche Gründe, die Welt nicht mehr zu verstehen. — Manchen Streich spielte mir schon mein Reptilienhirn, ganze Bakterienvölker reiten mich, die Sprache spricht mich. Nie war ich Meister meiner Reflexe !

. . wenn Voegel im Schreck auffliegen, — der ganze Schwarm — im Reissverschlusseffekt — bis der letzte in der Luft ist, — um sich in einen anderen Bewegungs-, Lebens-, Persoenlichkeitsmodus zu begeben, — der genauso mühelos und selbstverstaendlich ist, wie auf dem Boden zu trabbeln und Koerner zu Picken. — Dann schwärmen »wir» vielen »ichs» in Schlaufen durch die Luft, bis wir wieder EIN Schwarm sind. — Alles dreht, faellt und fliegt zurueck in die Selbstvergessenheit, aus der dann jeder und jede vielleicht koernchenpickend wieder zu kleinen Ego-Echos wiedererwachen. — Eh ! — Schlafen in Schlaufen im Flug — daily Vogel-Business . .

2. Gegenwarte Vogelsang
Ueber Hitchcocks »Die Voegel» wurde ich wieder aufmerksam auf das Trautonium, ein technisches Reptil aus der Urzeit der elektronischen Musik. In der tickenden Uhrzeit liegt natuerlich die Ur-Zeit der wundervoll mathematisch-klinisch-idealen fast goettlichen Klangmaschinen. Friedrich Trautwein, der Erfinder, Entwickler dieses sehr offenen Sythesizers hat sich vielleicht ein bisschen zu elegant und zu wenig widerstaendisch durch die Nazizeit hindurch georgelt — und am Ende wurde seine phantastische Orgel moeglicherweise deswegen leider doch noch nicht in Serie produziert. Oskar Sala, der Trautonium-Komponist ohne Nachfolger_in, hat 1952 mit dem Trautonium die elektronischen Vogelstimmen des Films, praktisch als akustische Skulpturen »gebaut».

Meine Wenigkeit war erschlagen von der Meisterhaftigkeit dieses Werks, in dem durch den Effekt der kuenstlichen Vogelstimme das Unheimliche so greif- und unmittelbar gemacht wird. Die Angst ist eigentlich die »Artificial Intelligence», die durch diese schreienden Klaenge, in mich hineingespiegelt wird. Ueber die Sounds sind es nicht nur meine Augen, die etwas »sehen», sondern mein ganzer Koerper surft mit. — Das Unheimliche ist die künstlerische Inszenierung — virtuelle Realität — die mich erschauern laesst durch den prickelnden Zwiespalt zwischen meiner Ganzkoerper-Huehnerhaut und und der simplen und rationalen Tatsache, dass solcher Horreur auf dem Fernsehsessel ueberhaupt moeglich ist.

3. Schlafen im Flug
Die Huehnerhaut aus dem Uncanny Valley der Angstphantasien hat mich darauf gebracht: Etwas Vertrautes und normalerweise Harmloses zeigt plötzlich ein ganz anderes Gesicht und versetzt mich in Angst und Schrecken. — Der Willen der Voegel richtet sich brutal gegen meinen und wird fuer mich zur repraesentation des BOESEN. — Bis sich diese Taeuschung durch den Sturzflug in meine Tiefen der Selbstvergessenheit schon wieder sehr schnell aufgeloest hat.