heute fressen wir den Platzhirsch auf

Eigentlich bin ich an diesen Computer gesessen, um einen Text zu schreiben — im Moment weiss ich schon nicht einmal mehr zu welchem Thema, da ich erst mal mit etwa 40 Kommentaren konfrontiert war, die ich genehmigen oder als Spam markieren sollte, die meisten (und bis auf einen sind alle englisch) meinen, ich sei wirklich ein grossartiger Blogger, da schreibe einer, der wirklich eine Ahnung von dem Zeugs haette — auch zu dem Kommentar, den Word Press praktisch als Blindtext in seinem Tool drin hat habe ich begeisterte Komplimente erhalten — immer mit einem Link im Absender, der dann zu irgendwelchen mittelpraechtigen Seiten zeigt, ich kann sie gar nicht alle checken — schreibt bitte Deutsch oder Spanisch oder Chinesisch, sorry fuer meine fremdsprachigen Freunde — das meiste hier ist mal in deutsch — und ich geh mal davon aus, dass das hier wirklich eine Kiste ist, in die vielleicht in fuenfzig Jahren mal einer reinschaut . . .

Nun ja, ich wollte schreiben, dass in der menschlichen Kultur der Anfange vermutlich ein grosser Schritt war — vielleicht in gesellschaftlichen Gruppen, wie sie zum Beispiel bei der Einfuehrung des Feuers existierten, die in ihrem Groessenwahn (der am besten im Film „Der rechte Weg“ von Fischli-Weiss dargestellt ist) sich daran ergoetzten, ihre etwas benachteiligten Nachbarn zu toeten, zu braten und aufzufressen — vermutliche eine lange Phase der menschlich-kulturellen Profilierung, die irgendwann nach moralischen Werten gerufen haette, die dann endlich das Totem des Tabus des Kannibalismus errichtet haetten.

Im Moment, wo der wirkliche Kannibalismus (die eigenen Artgenossen aufzufressen) verboten wird, sind wahrscheinlich schon alle minderen Bruederchen und Schwesterchen auf dem Teller gelandet — zumindest koennte man sich das so vorstellen, wenn man fuer einen kurzen Moment ein duesteres Bild vom tierisch-menschlichen Grundcharakter malen moechte . . .

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