Der Angriff der Erinnerung auf die momentane Glueckseligkeit

In den Letzten Tagen ist mir in Diskussionen zu Paartherapie und zur Grenze zwischen Natur- und anderer Religion zwei mal das Problem des Angriffs eines erinnerten Jenseits auf die Wahrnehmung der Gegenwart begegnet

In der Paartheorie ging es darum, in einer Beziehung zu einem anderen Lebewesen gegewaertig zu bleiben, dem anderen immer die Unberechenbarkeit und Unbekanntheit zu lassen, die jede und jeder auch gegenueber der Wahrnehmung der eigenen Person kennt. Das heisst immer wieder neu den Zusammenhalt mit dem anderen im Jetzt zu erschaffen. Eher sein Verlust koennte sich von selbst einstellen, als dass sein Erhalt selbstverstaendlich wäre

Bei der Religion war es eigentlich die Frage nach der Grenze, wo ueberhaupt etwas schon ein bisschen verschoben, verwirrt, entangled, aus dem Lot gebracht ist, so dass ein re-ligieren (rueckverankern) ueberhaupt erst zum Beduerfnis wird, weil die Welt zu kompliziert geworden wäre, und man sich nicht einfach wieder in Ruhe den Aufgaben des Alltags wuerde widmen können

. . . ohne in Gedanken versunken irgendwo hängen zu bleiben — durch Gegenewart gewordene Erinnerung in Diskurse um jenseitige Fragen verstrickt. Jenseitig heisst nichts als „nicht da“, zeitlich, räumlich nicht aus dem Hier-und-Jetzt kommend

Das Medium, mit dem wir wie mit einer Zeitmaschine in andere Realitäten surfen können, ist die Sprache, die in ihrer Entwicklung (Damals als new-medium) schon so weit gekommen ist, dass sich in ihr lebhafte Geschichten ausstaffiert mit realistischen Details so erzaehlen lassen, dass die werte Zuhoereschaft zeitweise vergisst, wo sie sich in Realität gerade befindet

Alles klar.

Und die Naturreligion waere dabei nur der Vorzustand der Religion, die sich noch nicht so weit selbst erkannt hat, und auch noch nicht so weit entwickelt hat, dass sie mittels klaren Ersatzantworten und mehr oder minder strengen Regeln das normale Leben in einer groesseren Gemeinschaft unter eine Art geistige Fuehreschaft stellt. Locker definierte Rituale bis zu jenen die durch kanonische Strenge gefasst sind, zeichnen in Gradationen auf, wo wir uns gerade befinden.

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